Der kleine Ghaith war an Sichelzellenanämie erkrankt. Aufgrund des Krieges in Syrien konnte seine medizinische Versorgung in Damaskus nicht mehr sichergestellt werden. Bevor Ghaith die Möglichkeit hatte, entweder nach Deutschland, wo bereits ein Teil seiner Familie lebt, oder in den Libanon auszureisen, verstarb er am 11. Oktober 2016. Unsere Gedanken sind mit ihm und seiner Familie, aber auch mit all jenen, die sich schon im Vorfeld für ihn eingesetzt hatten. Mehr zu Ghaiths kurzem Leben finden Sie im Anschluss.
Ghaiths Geschichte
Von Ghaith haben wir im Herbst 2016 erfahren. Bereits einige Monate zuvor haben sich Ute Hinrichs vom Helferkreis Zwickau und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter dafür eingesetzt, Ghaith eine Einreise nach Deutschland zu ermöglichen (hierzu mehr im Artikel „Regensburg ist Ghaiths letzte Hoffnung“). Ghaith hätte schon im Sommer 2016 dringend ärztliche Hilfe gebraucht, die ihm leider in Damaskus nicht mehr in ausreichendem Maße zur Verfügung gestellt werden konnte. Alle Bemühungen, den kleinen Jungen nach Deutschland einreisen zu lassen, scheiterten. Die letzte Hoffnung, Ghaiths medizinische Versorgung zu sichern, lag im Herbst nur 117 km nordwestlich von Damaskus – in Beirut. Das gute Netzwerk unseres Vereines hat mit seinen Kooperationspartnern vor Ort versucht, für Ghaith eine Behandlung in einem Beiruter Krankenhaus zu organisieren. Da Ghaith Anfang September dann aber mit Symptomen einer Meningitis in ein Krankenhaus in Damaskus eingeliefert wurde und sich sein Gesundheitszustand von diesem Tag an zunehmend verschlechterte, wurde der Krankentransport zu einem unüberwindbaren Hindernis. Fehlende Blutkonserven, die seinen Zustand wieder hätten stabilisieren können, standen in Syrien nicht zur Verfügung. Um es mit Isolde Stöcker-Gietls Worten zu sagen: „Hilfe für todkranken Ghaith kam zu spät“. Ghaith ist nun von uns gegangen. Bisher haben wir uns mit politischen Kommentaren und Appellen an die Moral auf unserer Seite zurückgehalten, da wir unseren humanitären Einsatz und unsere Arbeit im Rahmen des Vereins ideologiefrei führen. Trotzdem möchten wir an dieser Stelle – nach über fünf Jahren Krieg in Syrien – unser Unverständnis über die Reaktionen – sowie ausbleibenden Reaktionen – der Weltgemeinschaft zum Ausdruck bringen. Firas Lutfi, deutsch-syrischer Aktivist für Menschenrechte, schrieb einst: „Syrien ist die Wiege der Zivilisation und das Grab der Menschlichkeit, der Beginn der Kultur und das Ende der Moral“ (zitiert nach Kristin Helberg (2016): Verzerrte Sichtweisen. Syrer unter uns. Freiburg u.a.). Ghaith früher Tod steht sinnbildlich für DAS GRAB DER MENSCHLICHKEIT UND DAS ENDE DER MORAL.